Anne Stern im Interview

Autorin Anne Stern hat uns einige Fragen zu ihrem neuen Buch Fräulein Gold: Schatten und Licht beantwortet - dem Auftakt ihrer neuen Saga.
1. Fräulein Gold ist eine Saga mit mehreren Bänden - wusstest du von Anfang an, dass die Geschichte nicht nach einem Buch zu Ende sein würde?
Ja, das habe ich von Anfang an gewusst und so konzipiert, und ich bin sehr froh, dass der Rowohlt-Verlag das auch gleich so gesehen hat. ;) Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander können sich über mehrere Bände hinweg erst richtig entwickeln, es macht mir großen Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Und die Weimarer Republik, die politischen Umstände, entwickeln sich mit ihnen. Da die Saga recht früh, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, einsetzt, gibt es da viel zu erzählen. Schließlich bietet Berlin mit seinen vielen Bezirken und Kiezen die Möglichkeit, dass verschiedene Bände an verschiedenen Schauplätzen spielen. Diese Reise durch Berlin finde ich sehr reizvoll.
2. Hulda Gold ist die Protagonistin der Geschichten - wie hast du ihre Figur entwickelt? Hat dich eventuell jemand bestimmtes aus deinem Leben inspiriert?
Nein, Hulda Gold ist vollkommen fiktiv. Ich hatte ihr Bild einfach irgendwann vor mir, habe ein Gefühl für sie gehabt und sie dann nach und nach, beim Schreiben selbst, entwickelt. Dass sie eine Hebamme ist, war dann eine spätere Entscheidung von mir, damit sie überall ein- und ausgehen kann - und weil ich den Beruf so toll finde. Aber natürlich lasse ich vieles von dem, was ich von dem Leben echter Frauen weiß, von ihren Gedanken, Gefühlen und Wünschen, in die Figur einfließen. In Hulda Gold kommen alle möglichen Züge verschiedener Menschen zusammen. Inzwischen kenne ich Hulda sehr gut. Aber manchmal passiert es mir trotzdem beim Schreiben, zum Beispiel in den Dialogen, dass sie mich noch überrascht, weil sie etwas Unerwartetes sagt oder tut.
3. Die Geschichte deiner neue Reihe findet in unserer Hauptstadt statt. Warum ist es Berlin geworden? Hast du eine besondere Beziehung zu der Stadt?
Ich bin Berlinerin und habe immer schon hier gelebt, auch schon meine Eltern und Großeltern. Jetzt wachsen meine Kinder hier auf, wir sind hier alle sehr verwurzelt. Da ich oft umgezogen bin, kenne ich viele Viertel sehr gut und die Geschichte der Stadt hat mich als Historikerin schon immer ganz besonders interessiert. Außerdem ist Berlin für die 1920er Jahre natürlich besonders ergiebig, mit seinen extremen Gegensätzen zwischen Arm und Reich, Aufbruch und Repression, Glitzer und Elend. Schatten und Licht eben, wie ja auch der erste Band der "Fräulein Gold"-Saga heißt.
4. Wie und wo schreibst du deine Bücher? Brauchst du für den kreativen Prozess Ruhe oder Trubel um dich herum?
Eine gesunde Mischung, würde ich sagen. ;) Natürlich braucht man zunächst Konzentration, um sich in die Recherche, die Figuren und den Plot zu vertiefen. Ich mache mir am Anfang eines Romans immer ein Konzept der einzelnen Kapitel und Szenen, allerdings nicht zu genau, damit beim Schreiben noch etwas passieren kann. Und dabei sitze ich am liebsten in meinem Arbeitszimmer, wenn die Tür zu ist. Aber andererseits ist so ein Roman auch ein bisschen wie ein bunter Flickenteppich aus Stimmungen, Geschichten und spontanen Ideen, und die kommen mir nur, wenn ich auch Teil der Welt bin. Daher gehe ich sehr gern zum Schreiben in mein Lieblingscafé. Und ich habe auch schon viele Romanseiten mit Kindern um mich herum geschrieben. Ein bisschen Trubel erdet und setzt alles ins richtige Verhältnis. Dann wird aus Text lebendige Geschichte.
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Anne Stern
Fräulein Gold: Schatten und Licht
Der Auftakt zu einer farbenprächtigen Saga voller Spannung und atmosphärischer Berliner Geschichte der 1920er Jahre.
zum Buch
1922: Hulda Gold ist gewitzt und unerschrocken und im Viertel äußerst beliebt. Durch ihre Hausbesuche begegnet die Hebamme den unterschiedlichsten Menschen, wobei ihr das Schicksal der Frauen besonders am Herzen liegt. Der Große ...